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Tierschutzhund aufgenommen - was nun?


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Wer einen Tierschutzhund bei sich aufnimmt, hat zweifellos eine andere Aufgabe vor sich, wie wenn er sich einen Welpen vom Züchter geholt hätte. Trotzdem ist es nicht so, wie die Mainstream-Infos da draussen glauben machen, nämlich dass es zu dessen Eingewöhnung und Erziehung mehrere Jahre braucht.

Hier ein paar erste Tipps im Umgang mit dem neuen Familienmitglied mit oft unbekannter Vergangenheit. Sie werden dich vermutlich überraschen.



Aussage einer Kundin und kein Einzelfall:

«Ich suche einen erfahrenen Hundetrainer. Kannst du mir helfen? Fünf Hundeschulen habe ich angefragt, und jeder sagt mir etwas anderes. Drinnen ist er total lieb, aber draussen flippt er total aus, wenn er einen anderen Hund sieht. Die meisten Hundetrainer haben mir gesagt «viel zu früh, warte erst noch ab, bis er sich besser angewöhnt hat».

Bei einer Hundeschule war ich in einer Probelektion – die Hundetrainerin dort war total überfordert, weil mein Hund in der Gruppe nur durchgestartet ist. Er sprang voll in die Leine und wollte nicht mehr aufhören zu bellen. Man riet mir, einfach ganz viel Wurst auf den Boden zu streuen, damit er abgelenkt ist und sich irgendwann beruhigt. Das kann es doch nicht sein, oder?»

Es ist schon schräg, was mir manche Hundehalter berichten von ihrer Odyssee mit ihrem Tierschutzhund, der scheinbar nirgends in eine Hundegruppe reinpasst. Einer der Hauptgründe ist wohl, dass die meisten Hundeschulen ausschliesslich in Gruppen arbeiten. Mit einem unauffälligen, gut sozialisierten Rassehund vom Züchter mag so eine Nummer mit der Wurst vielleicht kurzfristig funktionieren, aber wie lange und in welcher Situation? Und vor allem: mit welchem Ziel?

Aber ich wollte in diesem Artikel ja über das schreiben, was kommt, wenn du einen Tierschutzhund neu bei dir aufgenommen hast. 

Einfach einmal ein paar Stichworte für einen ersten Einstieg ins Thema:

 

Es geht nicht darum, deinem Tierschutzhund etwas beizubringen.

Es geht darum, ihn überhaupt erst in dein Boot zu holen - in(-)dem du das Steuer in die Pfoten nimmst.

 

 

Die grosse Gefahr beim Eingewöhnen

Hier einmal die gängige Meinung der meisten Tierschutzhund-Neuhundehalter.

  • Ich habe Glück gehabt, denn mein Hund ist total lieb im Haus, weil unendlich dankbar.
  • Ich möchte meinem Hund vor allem in der ersten Zeit bei mir viel Gutes tun, denn schliesslich soll er sein bisheriges Leben so rasch wie möglich vergessen können.
  • Erstes Vertrauen aufbauen geht einfacher durch Fütterung aus der Hand
  • Er soll sich vor allem wohl fühlen, und schön wäre es noch, wenn er mit uns/oder der Katze kuscheln würde.

Kommt dir das bekannt vor?
Und ist das wirklich so?

Weitere Annahmen wie z.B.:

•    Der Hund muss sich erst einmal erholen, deshalb darf er auf keinen Fall überfordert werden.
•    Der Hund hat Angst – alles, nur nicht noch mehr Angst machen!
•    Der Hund zeigt viele Beschwichtigungssignale, daher darf ich auf keinen Fall Dominanz zeigen.
•    Der Hund soll möglichst viel Kontakt mit anderen Hunden und Menschen haben, damit er Vertrauen gewinnt, und:
•    Da liegen mehrere Jahre intensivster Arbeit / Training vor mir.

Meine Antwort darauf:

•    Vergiss all die Klischees, von denen du bisher gehört hast (auch und vor allem von den Tierschützern)!
•    Denke vielmehr komplett um, indem du in die Welt deines Hundes eintauchst - weg von dem, was der Mainstream da draussen behauptet.
•    Die ersten zwei Wochen sind absolut entscheidend, vergeude keine Zeit. Erst in ein paar Wochen wird dein Hund sich dir in seiner vollen Persönlichkeit zeigen. Und du, hast du ihm bis dahin schon gezeigt, wer du bist resp. wer du für ihn sein möchtest?
•    Dein Tierschutzhund in vielen Fällen frisch kastriert und daher allenfalls noch mehr verunsichert als sonst.
•    Mache einfach in den ersten Tagen das Wichtigste und in den ersten paar Monaten, max. während einem Jahr das Richtige, und du hast es geschafft!

 

Das Problem mit dem Hundegeschirr

Wie meistens von den Tierschutzorganisationen vorgeschrieben, sind Tierschutzhunde oft in dreiteilige Sicherheitsgeschirre eingebundene Rollbraten, die nur eines wollen:

Weg von hier.
Und weg von dir.

Meine Antwort darauf:

•    Weg mit deiner eigenen (!) Angst – sofort!
•    Weg mit dem Sicherheitsgeschirr und der Leine - so schnell wie nur irgendwie möglich (Gründe werden detailliert in einem anderen Blogartikel beschrieben - folgt in Kürze!)
•    … natürlich schrittweise und erst einmal in der Wohnung – gelingt mit der richtigen Anleitung einfacher als du denkst!

 

Das wichtigste Hilfsmittel, die Hundeleine, ist zugleich das grösste Hindernis

Ein grosses Problem ist die Leine, welche meist verantwortlich ist für unendlich viel Leid bei solchen Hunden. Einige von ihnen wurden mit einer Halsschlinge und einer Stange eingefangen und dann gemeinsam mit anderen Hunden in enge Boxen oder Zwinger gesteckt. Keine gute erste Erfahrung mit Halsband, Leine und Box.

Verknüpft mit der ihnen unverständlichen «Entführung» aus ihrem vertrauten Leben in einer vertrauten Umgebung, einer Umgebung, für die sie perfekt angepasst waren, auch wenn dabei sicherlich nichts perfekt war.

Die Hundeleine, oft kurzgehalten, weil der Hund bereits zieht und /oder weil der Mensch Angst hat, die Kontrolle über den Hund zu verlieren, hat schwere Folgen:

•    Keine artgerechte Kommunikation möglich mit dir im Alltag
•    Keine artgerechte Begrüssung möglich mit anderen Hunden

Damit wird ihm tatsächlich das genommen, was jeder, wirklich «Strassenhunden» schon rein bio-logisch mitbringt, unabhängig davon, was er bisher erlebt hat: seine angeborene soziale Sprache.

 

Hundeerziehung für meinen Tierschutzhund – wie soll ich also vorgehen?

Einer der wichtigsten Schlüssel dafür liegt im Wort «sofort»:

•    Sofort mit den richtigen Indoor Nachrichten anfangen!
•    Sofort klare Outdoor Vereinbarungen mit deinem Hund treffen!

Das bedeutet «indoor»

•    Eigene, allzu menschliche Ängste überwinden und verborgene Zweifel, Irrtümer und Klischees gnadenlos aufdecken.
•    Das Bewusstsein dafür entwickeln, was diesem Hund wirklich fehlt
•    Thema «Rudelordnung» verstehen, umsetzen und den Hund darin integrieren, heisst vor allem:
•    Erst selbst eine klare Rolle einnehmen und dann dem Hund eine klare Rolle zuordnen,
•    also Beziehung klären, Hausregeln strikt einfordern und deinerseits naturgegebene Hunderegeln einhalten.

Das bedeutet «outdoor»

•    Stets klar die Führung und Verantwortung übernehmen wollen als unabdingbare Bedingung,
•    von Anfang an klare Vereinbarungen fürs ganze Leben mit dem Hund treffen und all seine Fragen dazu immer sofort beantworten,
•    Schleppleine immer nur so nutzen, als wäre sie gar nicht da. Da, wo es einfach noch nicht ohne sie geht.
•    Konstruktive, gut gemeinte und authentische Dominanz gemäss den naturgegebenen Hunderegeln richtig dosiert einsetzen. 
•    Erste gemeinsame Freilauf- und Spielversuche veranstalten und
•    (in vielen Fällen von deinem Tierschutzhund sehr geschätzt) regelmässigen Freilauf mit anderen, gut sozialisierten Hunden ermöglichen.

So, das war erst einmal eine erste Kurzversion zum Thema Tierschutzhund.
Es geht dabei vor allem um den Aufbau einer soliden Leitplanke - von dir für ihn - an der sich dein Hund stets orientieren kann - fürs ganze Leben.

Wenn dich das Thema «Tierschutzhund» weiter interessiert und/oder du wissen möchtest, wie ich es mit dem Dreibeinchen Romina aus Rumänien schaffte, empfehle ich dir meinen Blogartikel «Tierschutzhund – Trauma oder Alptraum?»


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