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Hund hat Angst vor Feuerwerk, Gewittern, Schüssen, etc.


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Ängste vom Menschen, Furcht und Instinkte von unseren Hunden - ein komplexes Thema, welchem dieser Blogartikel auch nicht annähernd gerecht werden kann. Darum ist er auch in ständiger Bearbeitung.
Ich hoffe, er kann dir trotzdem etwas weiterhelfen, auch wenn er "ständig in Bearbeitung" ist.



“Angst” ist in Wirklichkeit Überlebensinstinkt

Manche Hunde stecken Lärm, Knallerei, Lichtblitze & Co. einfach weg. Es handelt sich häufig um Welpen, die vom Züchter bereits entsprechend gut geprägt wurden.

Bei Gewittern oder Feuerwerk zeigen Hunde jedoch oft eines oder mehrere der folgenden Symptome:

  • Hund zittert, hibbelt etc.
  • Hund bellt, jault, winselt, schreit etc.
  • Hund rennt aufgeregt bis panisch in der Wohnung herum, verkriecht sich unter dem Sofa, unten im Keller etc.
  • Hund flieht, rennt weg, flüchtet, versteckt sich im Dickicht oder einem nahen Schuppen etc.
  • Hund speichelt, sabbert, hechelt, atmet stossartig, hyperventiliert etc.

Aus verhaltensbiologischer Sicht machen manche Dinge, die Hunde bei Gewitter und / oder Feuerwerk tun, durchaus Sinn, wie z.B. sich einen Unterschlupf unter deinem Dach oder sogar unter der Erde suchen. Sie entspringen damit ihrem natürlichen Instinkt. Da es sich aber um domestizierte Haushunde handelt, sollten wir es als ihre Vertrauten schaffen, sie da rauszuholen, ihnen in unserem Umfeld Schutz bieten können, der eine Flucht unnötig macht. Glaube mir, das geht!

Wenn ein Hund den Schutz sogar in den eigenen Wänden sucht, solltest du daran arbeiten, anstatt ihn mit dieser Panik alleine lassen. Faszinierend sind die Reaktionen unserer Hunde allemal.

Bespiel: Tierschutzhund Lilly suchte regelmässig die Badewanne auf, wenn wir zu Hause waren, und den Tresor, wenn wir im Büro waren. Offenbar sagte ihr ein angeborener Instinkt, dass in Metallbehältern kein Stromschlag möglich ist - dieses Phänomen wird auch Faradayischer Käfig genannt. Richtig, Lilly!


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Nicht in Stein gemeisselt

Sehr interessant ist und immer wieder beobachtet wird die Tatsache, dass der gleiche Hund nicht unbedingt ein Leben lang dieselbe Reaktion zeigen muss – vielmehr kann es mit seinen Reaktionen auf Gewitter oder Feuerwerk in verschiedene Richtungen gehen:

  • Sie können sich auch von einem Tag auf den anderen bemerkbar machen.
  • Sie können aber auch von einem Tag auf den anderen schlichtweg Geschichte sein.
  • Die Symptome können sich vermehren.
  • Und sich dann im Alter weiter verschlimmern.
  • Oder im Alter einfach so ganz verschwinden.

Angst oder doch nicht?

Lass uns zuerst noch kurz den Begriff Angst klären. Die Schweizer reden immer von «Angscht», die Deutschen hingegen unterscheiden zumindest noch zwischen Angst und Furcht. Wenn du einen Hund siehst, der eines oder mehrere der folgenden Symptome zeigt, dann sollten wir auf der Seite vom Hund eigentlich von Furcht sprechen, derjenigen Emotion, die in der Natur oft für Fluchtverhalten verantwortlich ist resp. die instinktiv die Flucht auslöst.

Das, was wir sehen und oft mit unseren eigenen Gefühlen resp. unserem Mitgefühl wahrnehmen, ist hingegen meist Angst, diejenige, uns selbst innewohnende Emotion, die so typisch wie häufig für den Menschen ist. Angst und Furcht sind also nicht dasselbe. Wir sollten beim Hund also immer von Furcht sprechen.

Erster Schritt also, um dem Hund eine wirkliche Stütze geben zu können: unterscheide grundsätzlich zwischen dem, was du gerade selbst fühlst und tust, und demjenigen, wie dein Hund dann darauf reagiert.

Über mögliche Ursachen von Gewitter- oder Feuerwerksproblemen beim Hund kann man sich streiten. Urinstinkte sind davon nur eine, es gibt nämlich bestimmt noch andere, z.B.:

  • Der Hund wird älter, hört und sieht nicht mehr so gut, und kann daher Reize grundsätzlich nicht mehr so genau einsortieren, und damit auch nicht, woher sie kommen. Das kann je nach Situation stark verunsichern.
  • Der Hund konnte es bisher ganz gut wegstecken, aber aufgrund der immer stärkeren extremen Wettereinflüsse und der jährlich lauter werdenden Böller wird es selbst der gelassensten Fellnase irgendwann einfach zu viel.
  • Der Hund übernimmt es ungewollt von anderen Hunden.
  • Oder eben er lässt sich sein Unbehagen bis hin zur Panik von der Stimmung seines Menschen übertragen.

Beispiel: Zwei Appenzellerhunde aus demselben Haushalt sind bei einer Verwandten in den Sommerferien und hatten bisher keinerlei Probleme mit Gewittern und Feuerwerken. Deren beide Shelties hingegen reagieren beide stark. Nach einem starken Gewitter übernimmt fortan der eine Appenzeller diese Furchtreaktion, der andere wie bisher überhaupt nicht. Hier ist die Problematik, dass die Hunde sich aneinander orientierten statt am eigentlich dafür zuständigen Zweibeiner, der die Sache klar im Griff haben sollte (und ausserdem der Ersatz-Zweibeiner ist, nicht die vertraute Person).

Es gibt aber noch andere Ursachen, wie z.B.

  • Der Hund hat bereits ein schlimmes Ereignis erlebt, oft sogar mit Schmerzen im Ohr
  • Der Hund und/oder Mensch haben sich mega erschrocken

Beispiel: Eine Frau geht mit ihren beiden Hunden an lockerer Leine um die Hausecke ihres Nachbarn, in dem Glauben, dass sie noch genug früh dran ist, bevor es am 1. August – Abend losgeht mit den Feuerwerken. Direkt um die Ecke werden sie jedoch am helllichten Tag von einem überaus lauten Geknalle und Gezische vom Feuerwerk des Nachbarn mit seiner kleinen Enkelin überrascht. Die Hunde schreien vor Schreck und Schmerz laut auf und sind in den nächsten Minuten kaum mehr zu beruhigen. Der schwache Trost: zumindest haben Opa und Enkelin einmal mit eigenen Augen erlebt, was sie hier mit ihrem persönlichen Spass alles anrichten können. Die Frau war ich selbst.

Es liegt in der Natur eines Tieres, dass es über den Schmerz-Schreck-Reflex Erlebtes schnell und in den meisten Fällen schon nach einem einzigen Mal für immer abspeichert. Schliesslich kann so etwas in der Gefahr Erlebtes und Über-Lebtes (!) das Tier bei der nächsten ähnlichen Gefahr schneller reagieren lassen und ihm damit allenfalls sogar definitiv das Leben retten. Was aber nicht bedeutet, dass man das daraus resultierende Verhalten nicht wieder verändern könnte; das geht allerdings nur auf einer starken, tiefen Beziehungsebene, würde ansonsten plattes Training bleiben und damit nicht wirklich Dauerhaftes in der Tiefe bewirken.


Nardo mit Kopfhörer - Symbol für Lärmschutz, den der Hund nicht haben kann
Nardo mit Kopfhörer - wir Menschen können unsere Ohren und auch unsere Umwelt vor Lärm schützen - der Hund kann es nicht. Bildquelle: Nardo @ Pexels

Vorsicht, Taubheitsgefahr

In akuten Fällen, z.B. einem sehr nahen Feuerwerk mit Böllern können durchaus nicht nur seelische, sondern sogar körperliche Schäden die Folge sein. So kann ein Hund auf seiner panischen Flucht schliesslich vor allem in Verkehr nicht nur sich selbst, sondern auch andere akut gefährden. Aber auch an seinem empfindlichen Gehör kann er Schaden erleiden.

Beispiel Ein Rentner übernimmt den alten Hund einer Rentnerin, die den Hund aus gesundheitlichen Gründen abgeben musste. Die beiden kommen gut miteinander klar, der Hund folgt seinem neuen Herrchen überallhin ohne Leine und gehorcht insgesamt sehr gut. Ein rücksichtsloser Hobby-Feuerwerkler jedoch lässt 2 Tage vor der offiziellen 1. August Feier unverhofft einen lauten Böller direkt über den beiden aus dem Fenster knallen. Der Hund erschrickt sich zu Tode, rennt vom Gehsteig auf die Quartierstrasse und sucht für ca. 10 Minuten das Weite. Danach lässt sich der Hund zwar problemlos wieder einsammeln, jedoch merkt sein neuer Besitzer während der darauffolgenden Tage, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmt: der Hund ist von dem Böller taub geworden. Der Rentner war mein Vater.

Vorsicht, Fluchtgefahr

Wir haben wohl alle schon mitbekommen, wie nach einem Feuerwerk oder nach einem starken Gewitter ein Hund seiner Panik das Weite gesucht hat und nun fleissig von Nachbarschaft und Tasso & Co. gesucht wurde oder im schlimmsten Fall noch immer gesucht wird.

«Innere» Massnahmen

Dieses Fluchtrisiko wesentlich verringern oder gar ganz verhindern können die folgenden inneren Massnahmen:

Regelung des Alltags mittels klarer Führung und festen Vereinbarungen zwischen Mensch und Hund
Eine auf der sozialen Sprache des Hundes, nicht auf oberflächlichem Konditionierungstraining basierende, vertrauensvolle Beziehung. Diese muss jedoch weit vorher - nicht zur zeitlich, sondern vor allem qualitativ - mit dem Hund klar und sicher aufgebaut sein, um als “Anker” auch wirklich seine Wirkung entfalten zu können!

Wenn es innerlich nicht oder noch nicht standhält, helfen nur noch äusserliche Massnahmen.

«Äusserliche» Massnahmen

Wenn dein Hund emotional und mental noch nicht genügend mit dir verbunden ist oder sein kann, z.B. wenn ein sehr ängstlicher Tierschutzhund erst ganz neu in der Familie angekommen ist, kann er wie folgt abgesichert werden: Halsband und Geschirr über eine Verbindung, z.B. ein kleines, weiteres Halsband oder sonst einfach einem Riemen, verbinden. Die Leine an dieser Verbindung befestigen und so sicherstellen, dass der Hund weder aus dem Halsband noch aus dem Geschirr herausschlüpfen kann, selbst wenn er die bekannte Bewegung mit unmittelbarem «Rückwärts-Wegducken» zeigt, mit welcher ein Hund jederzeit aus einem zu lockeren Halsband oder einem normalen Geschirr «aussteigen» kann.

Neuerdings zählen viele Tierschutzhundehalter (z.T. lebenslänglich!) auf die Benutzung eines Sicherheitsgeschirrs, welches 3mal statt nur 2mal um den Körper des Hundes geht. So etwas lehne ich persönlich ab, da diese immer noch krassere «Fesselung» einfach übertrieben ist, wie so viele von der Hunde-Industrie vermarkteten Produkte, inkl. dem GPS Gerät (siehe auch Blogbeitrag "Hund haut ab - das sind die Ursachen"). Das Absichern durch eine Verbindung von Halsband und normalem Geschirr reicht hier völlig aus, sollte aber vor allem - ganz wichtig - nur eine temporäre Notlösung sein (siehe auch «Tierschutzhund aufgenommen – was nun»).

Bedingt aber natürlich, dass der Hundehalter auch seiner Aufsichtspflicht nachkommt und gut auf seinen Hund und dessen Sicherheit achtet. Ein klarer Hinweis an dieser Stelle an die vermehrt anzutreffenden Hundehalter, die sich voll und ganz «aufs Material» verlassen und ansonsten meist hinter, bestenfalls neben, keinesfalls aber MIT ihrem Hund unterwegs sind, sondern stattdessen unentwegt an ihrem Handy kleben oder sich von Kopfhörern beschallen oder gar zudröhnen lassen. So geht man nicht mit seinem besten Freund um.

Nun, die Hunde-Industrie tendiert zum Vermarkten von äusseren Massnahmen, welche eben aufgrund ihrer äusserlichen Wirkung oft nicht genügend oder gar nicht helfen. Als Unterstützung können sie bei dem einen oder anderen Hund aber durchaus helfen.

Beim Wort HELFEN bitte grosse Vorsicht walten lassen: du brauchst die innere Haltung, dass du etwas vom Hund verlangst, weil DU es eben bist, der es von ihm verlangt. Die Aufgabe bewältigen muss er selber. Deine Unterstützung besteht vor allem darin, das Ganze schon vorher in Form eines hieb- und stichfesten Rudelkonzepts mit entsprechenden Regeln und klaren Anweisungen bereits weit vorher aufgebaut zu haben.

Dann, und erst dann, kann es helfen, äussere zusätzliche Faktoren mit zu berücksichtigen, um es dem Hund etwas zu vereinfachen.

Unterstützen könnte also die Hinzugabe von äusserlichen Faktoren, diese sollten aber nicht auf sich alleine benützt werden, ohne vorherige Arbeit mit dem Hund, und auch während der äusserlichen Massnahmen:

  • Die Wahl eines geschützten Ortes, wobei Gefahr besteht, dass der Hund in seiner Entscheidung Recht kriegt
  • Das Abschirmen der Fenster von Lärm, Blitzlicht- und anderen Einflüssen von aussen
  • Unter dem Jahr regelmässig zur Vorbereitung auf die “Hauptsaison” eine Sound CD mit den bestimmten Geräuschkulissen laufen lassen, dann Lautstärke erhöhen
  • Klavier spielen, Musik-CD einlegen, Radio oder Fernseher laut aufdrehen.
  • Allenfalls mit beiden Armen festhalten, bis der Hund dich und deine Kraft spürt und dann langsam herunterfährt. Wichtig ist, dass dies ohne Emotion des Menschen geschieht, also eher so als eine Art von Nothilfe, bis der Hund sich beruhigt. Festhalten heisst nicht streicheln. Geht natürlich nur, wenn du selber sehr gelassen, gefasst und entschlossen bist, und auch regelmässig und ruhig atmen nicht vergessen.

Beispiel: Eine Hundehalterin erzählte mir, dass ihrem Hund das Thundershirt geholfen habe. Wer mich kennt, weiss, dass ich grundsätzlich sehr kritisch eingestellt bin, wenn es darum geht, Probleme mit dem Hund mit “mechanischen” Hilfsmitteln zu beheben. Man muss in diesem Fall aber auch sagen, dass diese Frau nie das volle Vertrauen von und die Führung über diesen Hund gehabt hat – so zog er sie z.B. ein Leben lang an der Leine durch die Gegend und weigerte sich mit Bellen und Zerstören des Inventars schon immer vehement, in der Wohnung alleine zu bleiben, bestimmte selbständig über die Bewegungsfreiheit der hauseigenen Katzen innerhalb der Wohnung, etc. Sie musste also wohl oder übel auf eine "äusserliche, mechanische" Hilfe zurückgreifen. Dabei kann es durchaus sein, dass diese Frau sich mit dem Produkt zuerst einmal selbst beruhigt resp. sich ein gutes Gefühl "erkauft" hat, was sie dann so auf ihren Hund übertragen konnte.

Eine Klärung der Rudelordnung resp. der richtigen Verteilung der Rollen und damit das Bewusstsein des Hundes, dass er auf dieser Welt auf jemanden zählen und voll vertrauen kann, hätte hier nicht nur die beschriebenen, typischen Symptome ein- und desselben Ursprungs, sondern mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die Panik vor Gewittern verhindern oder zumindest stark mindern können.

Manche schwören auf Bachblüten wie z.B. SOS Tropfen, Zylkène oder andere beruhigende Pflanzen- und/oder pharmazeutische Mittel, z.B. auch aus den Ressorts Homöopathie, Aromatherapie, Phytotherapie oder Spagyrik. Bachblüten können definitiv helfen, da Hunde auf einer sehr feinen Ebene auf deren Wirkung reagieren können.

Vermeide diese Fehler

Diese groben Fehler bei Gewitterangst und Angst vor Feuerwerken sind unbedingt zu vermeiden:

  • Mitleid haben
  • Hund streicheln oder trösten (verschlimmert dessen Emotion in den meisten Fällen)
  • Überaktivität im Hinblick auf das Ereignis (wenn der Mensch sich auf einmal so komisch benimmt, muss wohl wirklich etwas faul sein an der Sache, und/oder der Hund wird durch das konfuse Verhalten seines Menschen sogar erst recht darauf aufmerksam gemacht, dass hier etwas nicht stimmt, Unsicherheit bis Gefahr droht etc.)
  • Generell zu wenig Führung und zu viel Unsicherheit im Alltag (den Hund damit mit all seinen Unsicherheiten und damit mit den entsprechenden Entscheidungen alleine lassen)
  • Verhätscheln des Hundes, zu viel Streicheleinheiten, nicht die Rolle des Rudelführers innehaben (das egoistische, auf seine eigenen Bedürfnisse zentrierte Gegenteil einer Halt und Sicherheit ausstrahlenden Führungspersönlichkeit)
  • Selbst Angst haben vor dem Ereignis, oder was dabei passieren könnte (verhindert geradezu alles, was das Verhalten des eigenen Hundes auch nur in geringstem Masse verbessern könnte, sondern verschlimmert oder generiert dieses sogar erst recht)
  • Damit sein eigenes Verhalten so komisch und verändert zeigen, dass es die Reaktion des Hundes noch verstärkt oder sogar überhaupt erst hervorruft - geschieht vermutlich öfters, als wir denken)
  • Das Thema verschleppen und damit eine Generalisierung der Reaktionen des Hundes riskieren


Beispiel: Ein Hund steigert sich in seine Gewitterphobie rein und erwartet bereits zitternd den nächsten Donner. in diesem Moment seiner starken Emotion reicht es, dass lediglich ein Flugzeug über ihn hinwegfliegt, und bereits löst dies seine Flucht aus. Und weg ist er.

Beispiel: Ein Hund wird in seinem Verhalten niemals richtig korrigiert resp. alleine damit gelassen und steigert sich somit immer mehr hinein. Bald reagiert er immer früher auf die Anzeichen eines Gewitters, resp. nach kurzer Zeit geht er schon bei Gewitterwolken und viele Stunden zuvor keinen Schritt mehr vor die Tür.

Worauf es bei Gewitter-, Schuss- und Feuerwerksproblemen wirklich ankommt

Egal wie man es dreht und wendet: Kernthema ist immer die Tatsache, ob (oder eben nicht) ich es schaffe, den Hund, überhaupt oder zumindest so rasch wie möglich schon von Anfang an aus seinem Instinkt herauszunehmen, hinein in meine soziale Blase, unser mentales und emotionales ganz persönliches Miteinander, wo er den Anschluss an unseren echten Kontakt möglichst zeitnah wiederfindet.

Die Basis eines klar mit ihm vereinbarten Befehls wie SITZ oder PLATZ können hier enorm helfen, die ganzen Emotionen auf die bewusste soziale Ebene, weg von den unbewussten Instinkten, zu bringen. Dies bedingt eine Menge vorher (!) im Alltag Geklärtes und muss allenfalls auch immer mal wieder aufgefrischt werden. Dann, und nur dann, kann so eine vertraute und schon längst ritualisierte Aktion deinen Hund aus seiner Misere herausholen.

Grundregel Situation versus Beziehungsbasis

Tatsache, jedoch den wenigsten so wirklich bewusst ist: Wenn der Hund in der einen jeweiligen Situation, z.B. drinnen in der Wohnung und draussen auf dem Feld, anders reagiert, heisst das unter anderem, dass er nicht auf der Beziehungsebene handelt, sondern selbst entscheidet resp. «blind»  und ohne nachzudenken seinen angeborenen, z.T. sogar automatisierten / ritualisierten, inneren Antrieben / Instinkten folgt. Diese sind dann erfahrungsgemäss vom Menschen nicht mehr oder nur noch sehr schwer kontrollierbar.

Es gibt ausserdem einen himmelweiten Unterschied zwischen einem Hund, der grundsätzlich nicht mental und emotional mit seinem Menschen verbunden ist, oder einem Hund, der gerade mal kurzschlussartig nicht verbunden ist, sich grundsätzlich aber schon an seinem Menschen orientiert.

Der erstere wird in Panik fliehen und wenn überhaupt erst nach längerer Zeit wieder nach Hause finden. Der letztere vergisst sich mal kurz und sucht aber schon nach der nächsten Kurve wieder den Kontakt zu seinem Menschen – seine soziale Kommunikation mit seinem Menschen bricht nicht nur niemals vollkommen ab, sondern stellt sich auch nach sehr kurzer Zeit von selbst wieder ein. Der Halter des letzteren Hundes wird auch keinen Grund haben, in Panik zu geraten, weil er weiss: weit weg ist der Hund nicht, und verloren schon gar nicht.

Beispiele für konkrete Vorbereitung und das Ausbügeln von wiederkehrenden Flucht-Tendenzen sind:

  • PLATZ im Wohnzimmer, mit der Zeit Türen und Fenster offen lassen. Später Übergang auf BETTLI, wenn es mit dem PLATZ geklappt hat. Der Hund wird sich in den meisten Fällen darauf beruhigen - er darf etwas fürs Rudel tun, was offenbar gerade jetzt in diesem Moment "fürs Überleben wichtig" ist und auch so vermittelt und umgesetzt wird.
  • SITZ PLATZ im Vorgarten. Anfangs mit der Leine absichern, wenn es gar nicht anders geht, diese darf aber unter keinen Umständen gespannt sein, sondern muss immer locker bis auf den Boden hinunter durchhängen.

Wichtig: geht nur, wenn Befehle entsprechend aufgebaut wurden, also auch mit einer beziehungsorientierten Grundlage vermittelt wurden, an welcher unter anderem auch die Rollen- und damit die Entscheiderrolle klar zugeteilt wurde, inklusive "tierischen Codes" wie "ich kann dich stoppen, ich kann dich bewegen", etc. Geht hingegen nicht, wenn die Befehle nur oberflächlich als «Zirkustrick» oder «Filmhund-Übung» ohne tiefere Bedeutung lediglich «antrainiert» und “eingeübt” wurden, zB mit «FEIN-Leckerli» oder «KLICK-Futter». Du kannst dir ausserdem sicher vorstellen, dass ein Hund, der wirklich Panik schiebt, auch nicht mehr bestechlich sein wird mit Futter. Du kennst das selber: Stichwort Prüfungsangst, Reisefieber, Bühnenscheu etc.

Weitere Tipps:

  • Einen geeigneten Ort suchen, z.B. an einer Innenwand im hinteren Teil eines Raumes, und den Hund sehr bestimmt aufs BETTLI schicken, sodass er dort zur Ruhe kommen kann.
  • Wenn das nicht reicht: Positionierung PLATZ mitten im Wohnzimmer. Scheue dich nicht, dein PLATZ inmitten deines Wohnzimmers mit viel Geduld und der richtigen Dosis an Bestimmtheit durchzusetzen, auch wenn der Hund damit kurzzeitig Stress hat. Denn mit dir als vertraute Person wird er es händeln können. Wenn du ihn damit aber alleine lässt, dann bleibt der «äussere Stress» weiterhin bestehen, im schlimmsten Fall sogar ein Leben lang – und der ist um einiges schädlicher für deinen Hund, vor allem aber unlösbar.

Mach am Anfang notfalls die Leine dran, aber achte sehr sehr genau darauf, dass sie keine Bedeutung erhält, und dass schon gar nicht der geringste Zug drauf ist. Wichtig: das kann und darf niemals zur Regel werden, sondern ist nur ein Hilfsmittel im ersten Moment. Denn Hundeboxen und auch Anbinden innerhalb der eigenen Wohnung zur Manipulation des eigenen Hundes zu missbrauchen, sind in der Schweiz per Tierschutzgesetz verboten – zu Recht.
Der Hund als hochsozialer Beutegreifer braucht DICH als Persönlichkeit, die ihn davon überzeugt, dass er sich auf dich verlassen kann und somit deine Entscheidungen die richtige Lösung für ihn sind. Wenn du das nicht kannst, fehlt es noch ganz tief an der Basis – lass dir hierbei unbedingt weiterhelfen.

Ich wünsche dir dabei gutes Gelingen, und wenn du Fragen hast, weisst du ja, wie du mich erreichen kannst.

Übrigens: wer den Tieren in Haus, Hof und Garten, aber auch den Wildtieren draussen in der Natur und sich selbst den Gefallen tun möchte, künftig mit weniger Böllern und Feuerwerken konfrontiert zu werden, der kann gerne die Initiative für eine Schweiz ohne Feuerwerksknallerei unterschreiben resp. selbst aktiv Unterschriften dafür sammeln.





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